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EAA. INSIDEENERGIEWISSEN & INFORMATION JUNI 2016Neue Wegenach ParisMenschen, Märkte,PerspektivenErdgas – Brückentechnologie „in spe“?Weltklimavertrag:Die Besten im WestenGekommen, um zu bleiben. EAA setzt aufstrategische Kundenbindung.Perspektiven für Österreichund Europa
DER GROSSE UMBAUBIS 2030Land am StromeWind erntenSteigerung der Stromproduktion aus österreichischer WasserkraftAusbau der Windkraftleistung in Österreich% 58% 14Der Sonne entgegenStrom konservierenAnteil der Photovoltaik an der Gesamtstromproduktion in ÖsterreichSteigerung der Stromspeicherkapazitäten in Europa8%% 851%Achillesverse NetzausbauInvestitionen mit WeitblickErforderlicher Netzausbau in EuropaErforderliche Investitionen in Österreichs Kraftwerskpark0 km052.32 ENERGIE INSIDE JUNI/16.Mrd05 Quelle: Österreichs Energie; Empowering Austria, Austria Trend Forum
Boutiquehotel Stadthalle WienINHALT04 kurz und bündigZum GeleitSie halten die neue Ausgabe von EAA-Energie Inside – dem Unternehmensmagazin derEAA-EnergieAllianz Austria – mit dem Titel „Ende des fossilen Zeitalters?“ in den Händen.Mit dieser Headline beziehen wir uns auf ein in den Medien oftmals verwendetes Zitat zuErgebnissen des Weltklimagipfels vom 12. Dezember 2015 in Paris. Der neue Klimavertragverspricht saubere Energie und Entwicklung für alle: Diplomatisch ein Riesenerfolg, doch dieArbeit fängt erst an. Das am Cover abgebildete Boutiquehotel Stadthalle Wien ist den Wegeiner nachhaltigen Gesamtkonzeption bereits gegangen. Das Gebäude erzeugt genau so vielEnergie, wie es selber verbraucht. Ganze 130 m2 Solarfelder, eine 90 m2 große Photovoltaikanlage und die Grundwasserwärmepumpe erzeugen die täglich notwendige Energie imEigenbedarf. In den Räumen werden ausschließlich sparsame LED-Lampen verwendet.Energie und KlimaIn der aktuellen Ausgabe wirft das Team von EAA-Energie Inside einen Blick in dieZukunft: Wir spüren nach, welche Wege nach dem UN-Weltklimavertrag von Paris eingeschlagen werden, wie es mit der gemeinsamen Preiszone zwischen Deutschland, Österreichund Luxemburg weitergeht und welche Folgen der Ölpreisverfall auf die Energiewende hat.Weitere Themen sind: die Bilanz nach einem Jahr Energieeffizienzgesetz und die Entwicklungen auf dem Gasmarkt sowie die Rolle von Gas als Brückentechnologie bei der Energie- und Stromwende. Zudem haben wir mit den beiden kürzlich ernannten Vorständen derösterreichischen Regulierungsbehörde E-Control, DI Andreas Eigenbauer und Dr. WolfgangUrbantschitsch, gesprochen. Wir berichten in diesem Heft auch wieder über die erfolgreicheZusammenarbeit mit unseren Kunden: Seit Anfang des Jahres sind wir erfahrener, leistungsstarker und zuverlässiger Partner der WESTbahn Management GmbH und unterstützen diesedabei, den Energieverbrauchshaushalt zu optimieren. Dass die EAA für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet ist, zeigt das Interview mit den EAA-Geschäftsführern Mag.Markus Felder, Mag. Jörg Sollfelner und Mag. Christian Wojta. Wir hoffen, dass bei diesemMix an Themen auch diesmal für Sie etwas dabei ist.Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit Einblicken hinter die Kulissen derEnergiebranche – auf den Punkt gebracht von Ihrem EAA-Team.07 „ Die beste Wettbewerbsförderung ist einegemeinsame Preiszone“Interview mit derEAA-Geschäftsführung10 Neue Wege nach Paris12 W eltklimavertrag: Die Besten im Westen15 E in Jahr Energieeffizienzgesetz – Aussicht aufBesserung?16 G emeinsame Preiszone –Kohle als Hürde?18 Neue Wettbewerbshüter fürden EnergiemarktInterview mit denVorständen der E-Control20 M enschen, Märkte,Perspektiven22 G ekommen, um zu bleiben24 U nser Kunde WESTbahn:Interview mit dem Vorstandder WESTbahn26 W ohin die Ölspur uns führtIhr EAA-TeamFoto: EAA / EhmDie EAA-EnergieAllianz Austria legt großen Wert auf Gleichbehandlung. Der Text des Magazins folgt ausschließlichdem Ziel, Information in gut lesbarer Form zu vermitteln. Aus diesem Grund haben wir bewusst auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet und entweder die maskuline oder feminine Bezeichnung gewählt. Im gesamten Magazin sprechen wir Frauen und Männer völlig gleichwertig an.Impressum: Unternehmensmagazin der EAA-EnergieAllianz Austria Medieninhaber, Verleger, Herausgeberund Eigentümer: EnergieAllianz Austria GmbH, Wienerbergstraße 11, A-1100 Wien, Tel.: 43 1 904 10-0, E-Mail:[email protected] Geschäftsführung: Mag. Markus Felder, MSc; Mag. Jörg Sollfelner; Ing. Mag. ChristianWojta, MBA Presse & Kommunikation: Mag. Peter Koller Grafik: Beatrice Bognar, OFFBEAT Graphik & DesignRedaktion: Foggensteiner Public Relations GmbH Coverfoto: Ian Ehm Druck: Druckerei Lischkar GrundlegendeRichtung: Unternehmensmagazin mit Energieschwerpunkt Offenlegung der Eigentumsverhältnisse nach demMediengesetz: EAA-EnergieAllianz Austria GmbH28 E rdgas:Brückentechnologie „in spe“30 G asmarkt – Perspektiven fürÖsterreich und Europa32 E rdgas in derpolitischen Sackgasse?34 E AA-VeranstaltungenENERGIE INSIDE JUNI/16 3
kurz und bündigWESTbahn fährt ab 2016 mitStrom der EAA-EnergieAllianz AustriaMit der Liberalisierung des Bahnstrom-Marktes wechselt dieWESTbahn den Stromanbieter. Ab 1. Jänner 2016 werden alle32 Züge der WESTbahn, die täglich im Fernverkehr zwischenWien und Salzburg unterwegs sind, mit elektrischer Energie derEAA-EnergieAllianz Austria beliefert. Die EAA, Österreichs größtesEnergievertriebsunternehmen, steigt mit der Lieferung von Bahnstrom in ein neues Geschäftsfeld ein. Die EAA erwartet für daskommende Jahr einen zusätzlichen Absatz von 38,8 Gigawattstunden. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch einer Stadtmit 15.000 Haushalten.switch mit neuem GeschäftsführerMag. Christoph Schmidt, 28, wird per 1. April 2016 mit der Geschäftsführung der switch Energievertriebsgesellschaft m.b.H. betraut,einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der EAA. Der gebürtigeWiener war zuletzt Geschäftsführer der Energie Burgenland GreenPower GmbH und Vorstandsassistent der Energie Burgenland AG.Davor war er als Unternehmer im Bereich Marketing und Werbungtätig. Schmidt studierte Wirtschaftsrecht und Betriebswirtschaft ander Wirtschaftsuniversität Wien.Der neue Geschäftsführer soll denbisherigen Wachstumskurs vonswitch fortsetzen und entfalten.Das 2001 gegründete Unternehmen erlangte in den vergangenen 15 Jahren das Vertrauen vonmehr als 60.000 Haushalts- undUnternehmenskunden in Österreich und Deutschland.Christoph Schmidt,Geschäftsführer switch Energievertriebsgesellschaft m.b.H.Gebrüder Weiss mit EAA-ErdgasDie EAA kann sich über einen tollen Erfolg freuen: Seit 1. Mai 2016ist die Gebrüder Weiss Gesellschaft m.b.H. Neukunde der EAA.Die Standorte in Vorarlberg und Tirol werden bis Ende 2017 mitErdgas in der Höhe von 3,2 Gigawattstunden beliefert. Mit Landtransporten sowie Luft- und Seefracht auf allen Kontinenten zähltdas Speditionsunternehmen zu einem der führenden Transport- undLogistikanbieter Europas. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen mitSitz im vorarlbergischen Lauterach österreichweit rund 3.000 Mitarbeiter in zwölf Niederlassungen. Das Unternehmen bietet ein breitgefächertes Dienstleistungsportfolio rund um individuelle Transportabwicklungen und Logistiklösungen für den nationalen und globalenWarenaustausch.4 ENERGIE INSIDE JUNI/16an der Veranstaltung teil. Für Österreich setzte UmweltministerDI Andrä Rupprechter seine Unterschrift unter das Abkommen.„Damit ist der Weg frei in eine fossilfreie Zukunft“, betonte er in einerAussendung. Der Klimavertrag sieht vor, die Erderwärmung auf einbeherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.Fotos: Westbahn, switch, Gebrüder WeissKlimaabkommen in New York unterzeichnetEine Rekordzahl von 175 Staaten hat am 22. April 2016 während einerfeierlichen Zeremonie der UNO in New York das neue Klimaschutzabkommen unterzeichnet. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sprachvon einem „historischen Moment“. Niemals zuvor hat eine solch hoheAnzahl von Staaten an einem einzigen Tag eine internationale Vereinbarung unterzeichnet. Rund 60 Staats- und Regierungschefs nahmen
Erdgas für EAA-Kunden ab 1. Mai billigerErdgas wurde für Kunden im Osten Österreichs ab 1. Mai 2016billiger. Die EAA (Wien Energie, EVN und Energie Burgenland) senktdie Energiepreise für konventionelle Endkundenprodukte (exklusiveNetzkosten sowie Steuern und Abgaben) um sieben Prozent. Damitwerden die Einkaufsvorteile aus den gesunkenen Großhandelspreisen an rund eine Million Privatkunden weitergegeben. Ein Durchschnittskunde der Wien Energie mit einem Jahresverbrauch von15.000 Kilowattstunden (kWh) erspart sich Unternehmensangabenzufolge durch die Preissenkung 46 Euro im Jahr. Die EVN beziffert dieErsparnis für einen Durchschnittskunden mit einem Jahresverbrauchvon 20.000 kWh mit rund 58 Euro und die Energie Burgenland füreinen Durchschnittskunden mit ebenfalls 20.000 kWh Jahresverbrauch mit rund 60 Euro.T-Mobile Austria weiterhinStammkunde der EAAT-Mobile Austria verlängert den Stromliefervertrag bis 2017 und zähltdamit auch in Zukunft zu den treuesten Stammkunden. Seit Beginn derLiberalisierung wird das Unternehmen, das über mehr als 5.700 Zählpunkte verfügt, mit elektrischer Energie der EAA versorgt. Der Strombedarf beläuft sich auf 92 Gigawattstunden pro Jahr. T-Mobile ist derzweitgrößte Mobilfunkanbieter in Österreich und eine 100-prozentigeTochter der Deutschen Telekom AG. Es werden zurzeit rund 1.300Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen bietet ein umfassendesProduktportfolio rund um Smartphones, Tablets, Services und Applikationen sowie Machine-to-Machine-Anwendungen an.Fotos: istock, Weingartner / picturedesk. com, ÖBB, switchÖBB-Infrastruktur AG treuer StammkundenDie ÖBB Infrastruktur AG verlängert ihren Stromliefervertrag mitder EAA. Das Unternehmen zählt zu den Kunden der ersten Stundeund wird pro Jahr mit 102 Gigawattstunden elektrischer Energiebeliefert. Das entspricht etwa dem Strombedarf einer Stadt mit40.000 Haushalten. Der Strom der EAA versorgt die Bahninfrastruktur der ÖBB inklusive der Verwaltung, Bahnhofsgebäude undBüros. Die ÖBB-Infrastruktur AG setzt sich aus den wesentlichenVermögensteilen des ÖBB-Konzerns zusammen. Dazu zählen Kraftwerke, Schieneninfrastruktur inklusive Anlagen und Einrichtungen,Gebäude, Telekomanlagen sowie das gesamte Immobilienvermögen.Das Unternehmen beschäftigt derzeit 15.537 Mitarbeiter und ist fürPlanung, Bau und Finanzierung der Bahninfrastruktur zuständig.EAA-Unternehmenals Testsieger:Beste StromanbieterÖsterreichsÖsterreichs Stromkunden sind bei derEAA am besten aufgehoben. Das zeigtein Vergleich heimischer Stromanbieter der unabhängigen Gesellschaft fürVerbraucherstudien (ÖGVS), der am 8.März 2016 veröffentlicht wurde. Denngleich zwei EAA-Tochterunternehmengingen dabei als Testsieger hervor. DerEnergieanbieter switch konnte in allenKategorien überzeugen und erreichtewie im Vorjahr den ersten Gesamtplatz.Nur einen Prozentpunkt hinter switchliegt der Ökostromanbieter Naturkraftmit 84 Prozent auf dem zweiten Gesamtrang. Bei der Kategorie Tarifoptionen holte Naturkraft mit dem Punktemaximum von 100Prozent den ersten Platz. Die ÖGVS hat in ihrer aktuellen StudiePreise, Servicequalität, Tarifoptionen und Internetauftritt von 54Stromanbietern in Österreich untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigt deutlich, dass ein guter Preis nur gemeinsam miteinem kundenorientierten Service funktioniert. Und da zählen dieTochterunternehmen der EAA zu den besten Anbietern auf demStrommarkt.ENERGIE INSIDE JUNI/16 5
Wussten Sie,dass die EAA . im abgelaufenen Geschäf tsjahr1,679umgesetzt hat? Das Unternehmen liefertesowie13,689und 1618,45TerawattstundenMilliardenTerawattstundenan 3,157 MillionenBundesländern. In 40 Beratungsstellen wurdenin1Millionzum Thema Energiedienstleistungen und Energieeffizienz beraten. Dieist in 12Ländern aktiv im- Handelsvolumen vonvon1365tätig. Die Zentrale inTerawattstunden und einem- HandelsvolumenTerawattstunden die zentrale Schnittstelle zwischen Erzeugung, Vertrieb undGroßhandelsmarkt. Der erfolgreicheundbildet mit einem15Terawattstunden Herkunfts--schonende6 ENERGIE INSIDE JUNI/16-belieferung.mit 11Tonnen CO2-sichert den .eine
EAA-GESCHÄFTSFÜHRER:„gemeinsame Preiszone“Die beste Wettbewerbsförderung ist eineMag. Markus Felder, MSc, Mag. Jörg Sollfelner und Mag. Christian Wojta, MBA:Im Interview sprechen die Geschäftsführer der EAA-EnergieAllianz Austria über die gelungeneFusion von Vertrieb und Handel, die Wünsche der Kunden und die Herausforderungen des Marktes.Wie fällt Ihre Bilanz nach derFusion von Handel und Vertrieb aus?Sollfelner: Die wichtigste Erkenntnis istsicherlich: Der Kunde hat nichts von derFusion gemerkt. Damit meine ich den bemerkenswert reibungslosen Ablauf der Fusion.Wir haben unterschiedliche, hochkomplexeIT-Landschaften beider Unternehmen ohneZwischenfälle zusammengeführt. Das ist einerster großer Erfolg.Warum ist die Fusion sostörungsfrei abgelaufen?Sollfelner: Wir haben uns themenspezifischin Projektgruppen sehr gut vorbereitet. DieMitarbeiter waren hochmotiviert und dieEigentümer standen voll hinter uns. Wennalle gemeinsam an einem Strang ziehen,geht es schneller, leichter und besser.Fotos: EAA / SchedlWas hat sich durch dasZusammenrücken von Handelund Vertrieb geändert?Sollfelner: Unsere Organisation hat sichjetzt den Erfordernissen des Marktes angepasst. Damit sind die Kommunikationswegezwischen unseren Handels- und Vertriebsprofis noch kürzer geworden. Das hilft uns, Versorgungssicherheit und Preisstabilität bei hochvolatilen Börsepreisen zu garantieren. Wir können jetzt sozusagen aus dem Vollen schöpfen.Was haben die Kunden davon?Felder: Durch das Bündeln des Handelsund des Vertriebs-Know-hows können wirunsere Kunden noch besser beraten undservicieren. Egal, ob es sich um aktuelleRisikoabsicherungen, Tranchenbestellungenoder um Energiefahrpläne handelt. Wir sindjetzt in der Lage, in noch kürzerer Zeit dierichtigen Marktentscheidungen für unsere Kunden zu treffen. Damit sind wir nochein Stück professioneller und verlässlichergeworden.Das heißt, die EAA hatihre Hausaufgaben gemacht?Felder: Genau. Wir werden unsere energiewirtschaftliche Kernkompetenz weiter ausbauen und den bisher erfolgreich eingeschlagenen Weg fortsetzen. Davon sollenzuallererst unsere Kunden profitieren.Heißt das, Sie bringen neue Produkteund Dienstleistungen auf den Markt?Felder: Wir erweitern unsere Produktpalette ständig: von Kombi-Produktenund börsenahen Produkten, über Energiedienstleistungen, bis hin zur Teilnahmeam Regelenergiemarkt oder dem DemandSide-Management. Der Kunde bekommt einGesamtpaket und einen Ansprechpartnerfür alle seine Wünsche. Das gilt sowohl imMassenkundensegment als auch im Großkundenbereich bei Strom, Erdgas und allenenergienahen Dienstleistungen.Immer öfter wird kritisiert,der Markt sei überreguliert.Wohin steuert die Energiewirtschaft?Sollfelner: Die Überregulierung ist danneine Gefahr, wenn der Wettbewerb eingeschränkt wird. Durch eine regulatorisch verordnete Aufteilung in unterschiedliche Preiszonen etwa. Dann wird der Markt noch kleinerund seine Liquidität sinkt. Dadurch gibt esweniger Händler und weniger Angebote. Daswäre ein Standortnachteil für Österreich.Markus Felderist seit dem 1. Oktober 2014 inder Geschäftsführung der EAA.Er ist für die Bereiche Finanzen,Controlling, Personal und Organisation sowie Recht und Complianceverantwortlich.Jörg Sollfelnerist seit dem 1. Oktober 2015 in derGeschäftsführung der EAA. In dieserTätigkeit ist er für die BereicheHandel, EnergiewirtschaftlicheDienste, Informationssysteme sowieRegulierungsmanagement undRisikomonitoring verantwortlich.Christian Wojtaist seit dem 1. März 2009 in derGeschäftsführung der EAA.In seiner Verantwortung liegendie Bereiche Vertrieb, Vertriebssteuerung, Kundenmanagement sowiePresse und Kommunikation.Die beste Wettbewerbsförderung ist diegemeinsame Preiszone mit Deutschland.Felder: Auch der Tarifkalkulator der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control kann zu einer Wettbewerbsverzerrung führen. Ein fairer Preisvergleich istoftmals schwer: Durch die Art und Weiseder Abbildung von Neukundenrabattensind viele Konsumenten verwirrt. ENERGIE INSIDE JUNI/16 7
Bei mehr als 150 Anbietern und Lieferantenverliert der Kunde leicht den Überblick. Da istes für die Konsumenten schwer, das passendeProdukt zu finden.Wie behauptet sich dieEAA in der Angebotsvielfalt?Felder: Die EAA hat als Qualitätsanbieter einen großen Vorteil: Im Anbieter-Dschungelfindet sich der Kunde häufig nur noch durchpersönliche Beratung zurecht. Das ist eineChance für uns – sowohl im Strom- als auchim Gasbereich.Kundensegmente. Das unterscheidet Qualitätsanbieter von Diskontanbietern.Was verstehen Sieunter Qualitätsanbieter?Felder: Wir beanspruchen das Gütesiegel Qualitätsvertrieb für uns, weil wir mitunserem Produktportfolio alle Kundengruppen bedienen und auch eine überzeugende Betreuungsvielfalt anbieten. Es gehtum Produktdifferenzierung je nach Kundenanforderung. Wir unterscheiden da zwischenRisiko-Produkten, Fixpreis-Produkten, KombiProdukten, Online-Produkten oder Produktenmit einem hohen Servicelevel.Haben sich dieKundenbedürfnisse verändert?Felder: Ja, weil sich auch der Umgangmit Energie verändert hat. Durch die mediale Präsenz der Preisaktionen von verschiedenen Lieferanten, dem VKI oder derE-Control, war der öffentliche Fokus sehr starkauf die Energiepreise gelegt. Das hat dazu geführt, dass sich die Konsumenten stark für dieStrompreise interessiert haben. Wir beobachten nun immer öfter, dass Kunden wesentlichmehr wollen als die „nackte Kilowattstunde“.Wojta: Im Bereich Gas haben wir beim ThemaVersorgungssicherheit eine sehr große Verantwortung. Im Interesse von mehr als einerMillion Gaskunden haben wir vorgesorgt undhalten die Gasspeicher gut gefüllt. So könnenwir die Belieferung unserer Kunden rund umdie Uhr jederzeit sicherstellen: auch in Extremsituationen wie der Krise zwischen Russlandund der Ukraine.Wie halten dasandere Marktteilnehmer?Felder: Wie gesagt, wir haben als Marktführer eine Gesamtverantwortung. Ob auchandere, günstigere Anbieter mit derselbenGewissenhaftigkeit für ihre Kunden vorgesorgt haben, können wir nicht beurteilen.Das ist Sache der Regulierungsbehörde.Die Regulatoren meinen, dassdurch einen Anbieterwechsel vielGeld gespart werden kann. Stimmt das?Wojta: Strom ist nicht gleich Strom und Gasnicht gleich Gas. Der Unterschied liegt in derumfassenden Beratung und den zusätzlichen Dienstleistungen und Services für alle8 ENERGIE INSIDE JUNI/16Wie reagiert die EAAauf diese Entwicklung?Felder: Wir forcieren unsere Serviceleistungen und bieten den Kunden optimierteProdukte mit umfassenden Dienstleistungsangeboten. Im Businessbereich decken wirdas durch direkte Gespräche oder Mailingsab. Im Privatkundenbereich kommunizierenwir vor allem Kombi- und Float-Produkte, jenachdem, ob der Kunde preissensibel ist oderob Versorgungssicherheit im Vordergrundsteht.Welchen Trend sehen Sieim Bereich der Großkunden?Sollfelner: Bei Großkunden geht die Entwicklung seit längerer Zeit in Richtung einerPortfoliobewirtschaftung. Der Kundenbedarfund das Beschaffungsportfolio werden dabeioptimal aufeinander abgestimmt und stetigan die sich ändernden Marktbedingungenangepasst. Das ist sehr handelsnah und aucheiner der Hauptgründe, warum die Fusionzwischen dem Energiehandelshaus e&t undder EAA stattgefunden hat.Stichwort Klimawandel: Welchen Einfluss haben die Bemühungen umdas Weltklima auf die Energiebranche?Wojta: Spätestens seit 2008/2009 gibt esstarke Verwerfungen bei der Preisbildungvon Börseprodukten für elektrische Energie.Der Grund: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern ist von externen, nichtbeeinflussbaren Faktoren wie Wind undSonne abhängig. Die erneuerbaren Energiequellen sind kurzfristig kaum steuerbar.Es kommt immer öfter zu Marktsituationen, wo eine hohe Stromerzeugung aufeine schwache Nachfrage trifft. Das führtunweigerlich zu Extremsituationen sowohlbeim Transport als auch beim Preis.Die Preise bilden sich alsonicht durch Angebot und Nachfrage?Wojta: Nicht wirklich. Die staatlichen Förderungen für Erneuerbare verschieben dieAngebotskurve. Zudem wissen wir, dass derBeschluss der deutschen Bundesregierung,alle Kernkraftwerke bis 2022 abzuschalten,schon heute die Preise beeinflusst. Darüber
hinaus wurde ein Handelssystem zur Vermeidung der Treibhausgase geschaffen, beidem die Marktmechanismen nicht wirklichgreifen.Sie sprechen vom CO2-Handel.Wojta: Genau. Es wurde erwartet, dass sichder Preis zwischen 20 und 30 Euro je TonneKohlendioxid einpendeln wird. Jetzt sind wirmit Preisen konfrontiert, die weit darunterliegen. Es ist nicht gelungen, ein Handelssystem zu implementieren, das Sparanreizeschafft, um die CO2-Emissionen in Europa zureduzieren. Das hat zur Folge, dass schmutzige Braunkohlekraftwerke wirtschaftlichersind als hochmoderne Gaskraftwerke.Wäre es sinnvoll, den Preisfür CO2-Zertifikate zu erhöhen?Wojta: Ja. Durch eine Preissteigerung würde es für Unternehmen wieder Sinn machen, in moderne Kraftwerke zu investieren.Bei dem aktuellen Preisniveau lohnt sichdas nicht.Wie ist das vergangeneGeschäftsjahr ausgefallen?Sollfelner: Das Geschäftsjahr war vor allemdurch die Fusion geprägt. Vereinfacht gesagt:Die seit 1. Oktober 2015 neu fusionierte EAAfunktioniert besser als die Summe der beideneinzelnen Unternehmen. Die Synergien konnten schon in den ersten Monaten genutztwerden. Das war ein guter Start.bleibt. Da geht es um Fragen der gemeinsamen Preiszone und der gemeinsamen Marktregeln.Gibt es Pläne, in neue Märkte zu gehen?Sollfelner: Handelstechnisch sind für unstransparente und liquide Märkte von Interesse. Da gibt es viel Aufholbedarf im östlichenEuropa. Dort finden wir auch Tendenzen,sich von der Entwicklung abzuschotten. DieDiskussion rund um die Preiszonen wurdeja auch maßgeblich von einigen osteuropäischen Staaten ausgelöst.Welche Perspektivenhat die EAA für die Zukunft?Sollfelner: Mittelfristig werden wir ren, um den Energievertrieb zu stärken.In naher Zukunft wird die EAA als fusionierteGesellschaft bei neuen Produkten oder etwabeim Thema Demand-Side-Management inder Lage sein, die Themenführerschaft zuübernehmen.Was sind die langfristigen Ziele?Sollfelner: Wir werden uns als Marktführerstärker in die Diskussion um regulatorischeRahmenbedingungen einbringen. Wir benötigen in Zukunft einen Energiemarkt, der sowohl für die Kunden als auch für die Lieferanten transparent und wettbewerbsorientiertWojta: Die EAA ist seit Beginn der Marktliberalisierung im Ausland tätig. Primär sind wirmit unserem Vertrieb am deutschen Markt aktiv. Dort beliefern wir Kunden in allen Regelzonen mit Strom und Erdgas. Zurzeit mangeltes in den meisten Auslandsmärkten vor allemin Osteuropa an den erforderlichen Rahmenbedingungen für einen Markteinstieg.Fotos: EAA / SchedlWie verändert sich der Preis,wenn Strom nur noch ausErneuerbaren produziert wird?Wojta: Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien herzustellen, geht mitdem derzeitigen Stand der Technik nicht.Wenn kein Wind weht und keine Sonnescheint, müssen wir auf herkömmlicheVerbrennungstechnologien zurückgreifen.Die sogenannte Energiewende, wie sie vondeutschen Politikern proklamiert wird, istin Österreich durch den hohen Einsatz vonWasserkraft längst Realität.Österreich ist alsoVorreiter im Klimaschutz?Wojta: Wir haben einen großen Vorsprung.Deutschland wird 2030 dort sein, wo Österreich schon heute ist. Das liegt an unsererbegünstigten topografischen Lage und daran,dass wir bereits in den 50er und 60er Jahrenmassiv in Speicher- und Flusskraftwerke investiert haben.ENERGIE INSIDE JUNI/16 9
NEUE WEGEnach Paris10 ENERGIE INSIDE JUNI/16
Samstag, 28. Mai, 18:43 UhrSeestadt Aspern, 1220 WienENERGIE INSIDE JUNI/16 11Foto: EAA / EhmWolfgang und sein Sohn Kilian genießen zufrieden den Sonnenuntergang. Obwohl sie mit den E-Bikesunterwegs waren, sind sie froh, ihr Ziel erreicht zu haben. Die Seestadt Aspern ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas, in dessen Mittelpunkt die Themen Nachhaltigkeit, Mikroklima sowie die gebäudeübergreifende Energieversorgung stehen. Über einen Zeitraum von rund 20 Jahren soll ein neuer Stadtteilentstehen, in dem über 20.000 Menschen nachhaltig und ressourcenschonend wohnen und arbeiten werden.
WeltklimavertragDie Besten im WestenEinige europäische Länder gelten als Musterschüler in derKlimapolitik. Doch die Anstrengungen einzelner Staatenund die von den Vereinten Nationen gefordertenKlimaziele passen oft schwer zusammen.Wie es nach dem Vertrag von Parisweitergehen soll, ist offen.Rund 13,9 Grad Celsius. Das ist die globale Durchschnittstemperaturder vergangenen hundert Jahre von 1901 bis 2000, wie Dr. HerbertFormayer erklärt. Er leitet die Klimagruppe am Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur: „Berechnungen der NASA zeigen:Vergangenes Jahr war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.Die durchschnittlichen 13,9 Grad Erdtemperatur wurden in Einzelmonaten erstmals überschritten – und zwar um mehr als ein Grad."Diese Erwärmung zu stoppen, ist das größte Ziel der Staatengemeinschaft. Im vergangenen Dezember beschlossen alle 195 Staaten derVereinten Nationen daher in Paris den Weltklimavertrag.12 ENERGIE INSIDE JUNI/16Das darin formulierte „Zwei-Grad-Ziel“ besagt: Die durchschnittliche globale Temperatur soll im Vergleich zum vorindustriellen Temperaturniveau um maximal zwei Grad steigen. Um die Vorgabe umsetzen zu können, haben sich die Staaten vorgenommen, bis 2050aus der Energieversorgung mit Kohle und Erdöl auszusteigen. Darüber hinaus wollen die Länder den Ausstoß von Treibhausgasen, imDetail den Netto-Ausstoß von CO2, in der zweiten Jahrhunderthälfteauf null reduzieren. Zwischen 2050 und 2100 soll ein Gleichgewichtzwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und deren Absorptionhergestellt werden. Das heißt: Wenn CO2 etwa durch das Verbrennen
von Gas in die Atmosphäre gelangt, muss es neutralisiert werden.Etwa durch die Wiederaufforstung von Wäldern oder die künstlicheReinigung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Dadurch sollen dieTreibhausgasemissionen netto in dieser Periode auf null fallen.Österreich ohne fossile Energien?Die österreichische Bundesregierung kündigte am 12. Dezember2015 in Paris an, die Stromerzeugung bis 2030 zu hundert Prozentauf erneuerbare Energieträger umzustellen. Umweltminister DI AndräRupprechter dazu:„Mit dem Klimavertrag vonParis wurde das Ende desfossilen Zeitalters eingeläutet.“Andrä RupprechterUmweltminister„Die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft, unserer Energie- und Mobilitätssysteme ist somit gestartet.“ Die Österreichische Elektrizitätswirtschaft wird eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung einnehmenund sich für eine Lösung zur Reduktion der CO2-Emissionen einsetzen.Österreichs Energie sieht in ihrer Stromstrategie „Empowering Austria“unter anderem vor, den Stromanteil erneuerbarer Energien in Österreichbis 2030 auf 85 Prozent anzuheben. 2014 stammten über 70 Prozent desStroms aus erneuerbaren Quellen. Ein großes Fragezeichen ist jedochdie Wärmegewinnung und vor allem die Mobilität. In Österreich sinddie Emissionen seit 2005 rückläufig. Laut Umweltbundesamt sind dieTreibhausgasemissionen von 2013 auf 2014 um 4,7 Prozent gesunken.Damit liegen sie unter dem Wert von 1990. „Die Treibhausgas-Bilanz2014 zeigt, dass Österreich auf dem richtigen Weg für 2020 ist. 2016werden wir gemeinsam mit dem Energieminister (Reinhold Mitterlehner,Anm.) eine integrierte Energie- und Klimastrategie erstellen“, so derUmweltminister. Besondere Bedeutung komme dem Verkehrsbereich zu.Fotos: Haiden, Consentec, WeissAngst vor industrieller AbwanderungDr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Christoph Maurer, Geschäftsführer des deutschen Beratungsunternehmens Consentec GmbH, verweist gegenüberEnergie Inside auf das Problem des „carbon leakage“: der Abwanderungvon Industrieproduktionen in weniger umweltengagierte Weltregionen.„Für eine 80- bis 95-prozentigeTreibhausgassenkung, wie sielangfristig angestrebt ist,müssen alle mitziehen,nicht nur einzelne Länder.“Christoph MaurerGeschäftsführer, Consentec GmbHDer deutsche Energieexperte dazu: „Es ist unmöglich, ein Systemmit solch hoher Dekarbonisierung rein national aufzustellen.“ DieWirtschaftskammer Österreich (WKÖ) warnt in einer Aussendungebenfalls vor Folgen wie hohen Kosten oder drohender Abwanderung von energieintensiven Produktionen in andere Wirtschaftsräume. Dennoch begrüßt die WKÖ das Klimaabkommen und die Chance für neue Jobs in der Energietechnikbranche. Kritik über zu hoheKosten der Energiewende lässt Jürgen Schneider, Klima- und Energieexperte des österreichischen Umweltbundesamts, nicht gelten: „DieEnergiewende bringt deutlich mehr als sie kostet. Sie sollte geradejetzt als Beschäftigungs- und Konjunkturmotor genutzt werden.Hinzu kommt, dass die Schäden durch den Klimawandel minimiertwerden müssen.“ Das Umweltbundesamt hat zusammen mit demWegener Center die derzeitigen Kosten des Klimawandels auf eineMilliarde Euro pro Jahr geschätzt. Demnach könnte dieser Wert bisMitte des Jahrhunderts auf 8,8 Milliarden Euro steigen.Bedenken gegenüber KohleausstiegAuf Länder mit einer hohen Abhängigkeit von der Kohleverstromung, wie Deutschland oder Polen, steigt der Druck. Der deutscheBundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel warnte heuer im Februar in einer Aussendung vor einem überstürzten Kohleausstieg. Zwarstehe er hinter einem Ausbau von erneuerbaren Energien, aber „überMarktinstrumente und in Korridoren“.„Aber ein ebenso klaresJa sage ich zur weiterenNutzung fossiler Energieträger.“Sigmar GabrielBundeswirtschaftsminister, DeutschlandDeutschland sieht sich nur wenige Monate nach der Pariser Klimakonferenz mit ernüchternden Zahlen konfrontiert: Daten des deutschenUmweltbundesamtes belegen, dass die Treibhausgasemissionen inDeutschland im vergangenen Jahr nicht gesunken, sondern leichtangestiegen sind. Sie liegen um 0,7 Prozent über dem Vorjahr. DerAnstieg geht zum größten Teil
als Testsieger: Beste Stromanbieter Österreichs Österreichs Stromkunden sind bei der EAA am besten aufgehoben. Das zeigt ein Vergleich heimischer Stromanbie-ter der unabhängigen Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS), der am 8. März 2016 veröffentlicht wurde. Denn gleich zwei EAA-Tochterunternehmen