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Klinikmanual Psychiatrie, Psychosomatikund Psychotherapie

Frank Schneider (Hrsg.)KlinikmanualPsychiatrie,Psychosomatik undPsychotherapie2., aktualisierte AuflageMit 10 Abbildungen und 103 TabellenUnter Mitarbeit von Sabrina Weber-Papen123

HerausgeberProf. Dr. Dr. Frank SchneiderUniklinik RWTH AachenKlinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikAachen, DeutschlandErgänzendes Material finden Sie unterhttp://extras.springer.com 978-3-642-54570-2ISBN 978-3-642-54570-2978-3-642-54571-9 (eBook)DOI 10.1007/978-3-642-54571-9Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2008, 2016Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf dervorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung undVerarbeitung in elektronischen Systemen.Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu derAnnahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werdendürften.Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angabenund Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständigund korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaigeFehler oder Äußerungen.Umschlaggestaltung: deblik BerlinFotonachweis Umschlag: deblik BerlinGedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem PapierSpringer-Verlag ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science Business Mediawww.springer.com

VVorwortDas Klinikmanual »Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie« ist fürAssistenzärzte und Studenten im Praktischen Jahr in den Fächern Psychiatrie,Psychosomatik und Psychotherapie sowie für Psychologische Psychotherapeuten in der Ausbildung geplant und geschrieben worden. Die häufigstenund wichtigsten Probleme im stationären Alltag und in der ambulanten Krankenversorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen werden klarbenannt, die Antworten auf die dringlichsten Fragen sind schnell auffindbar,zuverlässig und praxisnah. Wir haben daher den Umfang dieses Manuals auchin der vollständig überarbeiteten und aktualisierten zweiten Auflage bewusstauf das Notwendigste beschränkt, um den ärztlich und psychologisch tätigenKolleginnen und Kollegen einen raschen und gezielten Zugriff auf die gewünschten Informationen zu ermöglichen.Beschrieben sind Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen. Zentrale Kriterien für die Aufnahme von Informationenwaren Evidenzbasierung und Leitlinienorientierung. Vorrangig wird somitdas Wissen vermittelt, das durch die Leitlinien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Cochrane Reviews oder Metaanalysen evaluiert wurde. Allerdings ist auch die für die Arbeit notwendige klinische Erfahrung umfangreicheingeflossen.Das Buch ist von Praktikern für Praktiker geschrieben: Im Wesentlichensind es jetzige und frühere ärztliche und psychologische Mitarbeiter der Klinikfür Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Uniklinikum RWTHAachen sowie einige Experten von außerhalb. Allen Beteiligten möchte ichrecht herzlich dafür danken, dass die schwierigen, komplexen und herausfordernden Fragestellungen der Praxis auf prägnante und interessante Artdargestellt wurden. Obwohl wir alle eine besonders hohe Sorgfalt bei der Darstellung einzelner Kapitel haben walten lassen, mag dem geneigten Leser nochdiese oder jene Unzulänglichkeit auffallen. Darum wären wir für Anregungenund Verbesserungsvorschläge für zukünftige Auflagen sehr dankbar.Neben den einzelnen Autoren hat in ganz besonderer Weise die Ärztin undDiplom-Psychologin Frau Sabrina Weber-Papen bei der Zusammenstellunggeholfen, daneben auch Frau Anette Schürkens und Frau Dr. Jessica Junger.Ihnen bin ich sehr zu Dank verpflichtet, ebenso Frau Renate Scheddin undFrau Natalie Brecht vom Springer-Verlag. Beide waren stets sehr gerne bereit,

VIVorwortzusammen mit den Autoren und dem Herausgeber die inzwischen zweiteAuflage des Klinikmanuals zu entwickeln. Frau Angela Wirsig-Wolf hat sichals Lektorin in besonderem Maße eingebracht. Ihnen allen möchte ich für dieUnterstützung ganz herzlich danken.Frank SchneiderAachen, im Herbst 2015

VIIInhaltsverzeichnisIGrundlagen1Leitsymptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3M. Paulzen, F. Schneider2Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .F. Schneider, W. Niebling, U. Habel, T. Nickl-JockschatIITherapie3Allgemeine Psychopharmakotherapie . . . . . . . . . . . . .1971I. Vernaleken, F. Schneider, W. Niebling4Arzneimittelinteraktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .169C. Hiemke5Durch Medikamente ausgelöste psychische Störungen185C. Lange-Asschenfeldt, W. Niebling, F. Schneider6Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .195F. Caspar, M. Belz, F. Schneider7Weitere neurobiologische Therapieverfahren . . . . . . . .225M. Grözinger, F. Schneider, T. Nickl-Jockschat8Psychosoziale Therapien und sozialpsychiatrischeLeistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .235S. Weber-Papen, F. SchneiderIIIPsychische Erkrankungen9Hirnorganische Störungen (F0) . . . . . . . . . . . . . . . . . .L. Frölich, L. Hausner, F. Schneider245

VIIIInhaltsverzeichnis10Suchtkrankheiten Teil 1 – Suchtkrankheitenallgemein (F1) und legale Suchtmittel . . . . . . . . . . . . .271I. Vernaleken, F. Schneider11Suchtkrankheiten Teil 2 – Illegale Suchtmittel . . . . . . .307T. Veselinović, F. Schneider12Schizophrene Störungen (F2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .339T. Nickl-Jockschat, F. Schneider13Affektive Störungen (F3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .365M. Härter, O. Möller, F. Schneider, W. Niebling14Angststörungen (F40, 41) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .401P. Zwanzger, F. Schneider15Zwangsstörungen (F42) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .421P. Zwanzger, F. Schneider16Reaktionen auf schwere Belastungenund Anpassungsstörungen (F43) . . . . . . . . . . . . . . . . .431U. Habel, F. Schneider17Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) (F44) .443S. Weber-Papen, K. Mathiak, F. Schneider18Somatoforme Störungen (F45) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .457T. Veselinović, F. Schneider19Essstörungen (F50) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .475D. Wälte, F. Schneider20Schlafstörungen (F51) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .489M. Grözinger, F. Schneider21Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F6) . . . . . .507K. Mathiak, M. Dyck, N. Kuth, F. Schneider22Intelligenzminderungen (F7) und psychische Störungenbei Menschen mit geistiger Behinderung . . . . . . . . . . . 533F. Hölscher, F. Schneider

raktivitätsstörung (ADHS) (F90) im Erwachsenenalter . . . . . . . . .539M. Paulzen, U. Habel, F. Schneider24Autismus-Spektrum-Störungen (F84) . . . . . . . . . . . . . .553S. Weber-Papen, U. Habel, F. Schneider25Ticstörungen und Tourette-Syndrom . . . . . . . . . . . . . .563I. Neuner, F. Schneider26Psychische Komorbidität bei somatischenErkrankungen: Konsiliar- und Liaisonpsychiatrieund -psychosomatik sowie Besonderheitenbei älteren Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .571K. Henkel, F. SchneiderIVPsychiatrische Notfälle27Suizidalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .597I. Neuner, F. Schneider28Notfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .605K. Henkel, F. SchneiderVForensische Psychiatrie29Unterbringung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .623S. Weber-Papen, F. Schneider30Begutachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .637F. Schneider, S. Weber-PapenServiceteil . . . . . . . . . . . . . . . . .ICD-10 – Systematischer Index (Auszug)Gesamtverzeichnis Testliteratur . . . . .Verzeichnis der Arbeitsmaterialien . . .Psychopharmakaverzeichnis . . . . . . .Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . .659660665670671675

AutorenverzeichnisBelz, Martina, Dr. phil.Psychologische PsychotherapeutinAbteilung Klinische Psychologie und PsychotherapieUniversität BernFabrikstr. 8, 3012 Bern, [email protected], Franz, Prof. Dr. phil.Psychologischer PsychotherapeutLeiter, Abteilung Klinische Psychologie und PsychotherapieUniversität BernFabrikstr. 8, 3012 Bern, [email protected], Miriam, Dr. rer. medic.Psychiatrische Tagesklinik HeinsbergKatharina Kasper ViaNobis GmbHViaNobis – Die FachklinikGenneper Str. 2, 52525 [email protected]ölich, Lutz, Prof. Dr. med.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieLeiter, Abteilung GerontopsychiatrieZentralinstitut für Seelische GesundheitJ5, 68159 Mannheim[email protected]özinger, Michael, Prof. Dr. med.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieOberarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected]

XIAutorenverzeichnisHabel, Ute, Prof. Dr. rer. soc.Psychologische PsychotherapeutinLeitende Psychologin, Leiterin Sektion NeuropsychologieKlinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected]ärter, Martin, Prof. Dr. med. Dr. phil.Psychologischer PsychotherapeutDirektor, Institut und Poliklinik für Medizinische PsychologieZentrum für Psychosoziale MedizinUniversitätsklinikum Hamburg-EppendorfMartinistr. 52 , 20246 [email protected], Lucrezia, Dr. med.Ärztin für Psychiatrie und PsychotherapieAbteilung GerontopsychiatrieZentralinstitut für Seelische GesundheitJ5, 68159 [email protected], Karsten, Dr. med.Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Neurologie, GeriatrieOberarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected], Christoph, Prof. Dr. rer. nat.Leiter, Neurochemisches LaborPsychiatrische Klinik und PoliklinikKlinikum der Johannes Gutenberg-Universität MainzUntere Zahlbacher Str. 8, 55101 [email protected]ölscher, Frank, Dr. rer. medic.Psychologischer PsychotherapeutGutenbergstr. 6, 44139 [email protected]

XIIAutorenverzeichnisKuth, Nicole, Prof. Dr. med.Ärztin für AllgemeinmedizinLeiterin, Lehrgebiet AllgemeinmedizinUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected], Christian, PD Dr. med.Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie NeurologieLeitender Oberarzt, Abteilung GerontopsychiatrieKlinik und Poliklinik für Psychiatrie und PsychotherapieLVR-Klinikum Düsseldorf – Kliniken der Heinrich-Heine Universität DüsseldorfBergische Landstr. 2, 40629 iak, Klaus, Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatische MedizinLeitender Oberarzt für PsychosomatikKlinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected]öller, Olaf, Dr. med.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieAgentur für Arbeit Aachen-DürenRoermonder Str. 51, 52072 [email protected], Irene, Prof. Dr. med.Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie NeurologieOberärztin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected]

XIIIAutorenverzeichnisNickl-Jockschat, Thomas, Junior-Prof. Dr. med.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieOberarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected], Wilhelm, Prof. Dr. med.Arzt für AllgemeinmedizinLeiter, Lehrbereich AllgemeinmedizinUniversität FreiburgElsässer Str. 2m, 79110 zen, Michael, Dr. med. Dipl.-Kfm.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieOberarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected], Frank, Prof. Dr. med. Dr. rer. soc.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapiePsychologischer PsychotherapeutDirektor, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected], Ingo, Prof. Dr. med.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieLeitender Oberarzt, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected]

XIVAutorenverzeichnisVeselinovic, Tanja, Dr. med.Ärztin für Psychiatrie und PsychotherapieOberärztin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected]älte, Dieter, Prof. Dr. phil.Psychologischer PsychotherapeutLeiter der Psychosozialen Beratungsstelle, Klinische Psychologie und PersönlichkeitspsychologieFachbereich SozialwesenHochschule NiederrheinRichard-Wagner-Str. 101, 41065 er-Papen, Sabrina, Dipl.-Psych., ÄrztinKlinik für Psychiatrie, Psychotherapie und PsychosomatikUniklinik RWTH AachenPauwelsstr. 30, 52074 [email protected], MartinArzt für Innere Medizin und KardiologieDekan-Wagner-Str. 4a, 84032 Altdorf/[email protected], Peter, Prof. Dr. med.Arzt für Psychiatrie und PsychotherapieÄrztlicher Direktor, Chefarzt Allgemeinpsychiatrie und Psychosomatikkbo-Inn-Salzach-KlinikumGabersee 7, 83512 Wasserburg am [email protected]

SAESBAIDSALATAMDPAMPAAPAPAASATASSATAWMFAngiotensin Converting EnzymeAcetylcholinesteraseAmerican College of RheumatologyAdrenokortikotropes HormonAntidepressivaAlzheimer’s Disease Assessment ScaleAntidiuretisches rungAlkoholentzugssymptombogenAcquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes emeinschaft für Methodik und Dokumentation in der ropionsäureAntipsychotikaAmerican Psychiatric äureAutogenes TrainingArbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen arBetreutes WohnenBürgerliches GesetzbuchBlutkörperchensenkungBundesministerium für Arbeit und smittel-VerschreibungsverordnungBundeszentrale für gesundheitliche ive Behavioral Analysis System of PsychotherapyKraniale ComputertomographieCarbohydrat-defizientes TransferrinConsortium to Establish a Registry for Alzheimer’s DiseaseCulture Fair Test (Grundintelligenztestskala)KreatinkinaseChronisch obstruktive LungenerkrankungC-reaktives ProteinComputertomographieCytochrom-P450-Enzyme

SMDialektisch-Behaviorale TherapieDifferenzialdiagnose/nDepression Executive DysfunctionDemenz bei tsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatikund NervenheilkundeDiagnostic and Statistical Manual of Mental alogrammEmotionsfokussierte ieEye-Movement Desensitization and yramidalmotorische StörungenEthylglukuronidFamFGFGAFSHFTDFTNDGesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheitender freiwilligen GerichtsbarkeitFirst Generation AntipsychoticsFollikelstimulierendes HormonFrontotemporale DemenzFagerstrøm-Test for Nicotine bales allgemeines FunktionsniveauGeneralisierte AngststörungGemeinsamer BundesausschussGamma-ButyrolactonGrad der EHEEHIVHPAHWZHepatische EnzephalopathieHounsfield-EinheitenHigh Expressed EmotionsHumanes ierenrinden-AchseHalbwertszeit

v.International Classification of DiseasesInternational Classification of Functioning, Disability and HealthInternationale EinheitIntramuskulärInternational Normalized RatioInterpersonelle PsychotherapieImagery Rescripting and Reprocessing are HerzkrankheitKontraindikationKlärungsorientierte PsychotherapieKurzzeitgedächtnisLARTLHLZGLinks anterior, rechts temporalLuteinisierendes EMMPIMMSTMNSMPHMRTMWTMonoaminoxidasehemmerMild Cognitive Impairment (leichte kognitive Störung)Mittleres korpuskuläres amin („Eve“)Minderung der ErwerbsfähigkeitMajor Depressive Episode3,4-Methylendioxymethamphetamin („Ecstasy”)Minimale hepatische EnzephalopathieMinnesota Multiphasic Personality InventoryMini-Mental-Status-TestMalignes neuroleptisches RINWNatriumchloridNoradrenerges und spezifisch serotonerges AntidepressivumNarrative ExpositionstherapieNoradrenalintransporter steroidale AntirheumatikaNichtselektive sychiatrische InstitutsambulanzPeriodic Leg Movement in Sleep

GPTBSPTTProgressive MuskelrelaxationPer osPsychodynamische eutengesetzPosttraumatische BelastungsstörungPartielle ThromboplastinzeitREMRLSRRrTMSRapid Eye MovementsRestless-Legs-SyndromBlutdruck nach Riva-RocciRepetitive transkranielle ransporterSecond Generation AntipsychoticsSozialgesetzbuchSyndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen HormonsStrukturiertes Klinisches Interview für DSM-IVSelektive Emissions-ComputertomographieSelektive Serotonin- und NoradrenalinrückaufnahmeinhibitorenSelektive fPTHCTIATMSTPHATRHTSHTZATestbatterie zur AufmerksamkeitsprüfungTherapeutisches DrugmonitoringTest zur Früherkennung von Demenz mit DepressionsabgrenzungTiefenpsychologische TherapieTetrahydrocannabinolTransitorische ischämische AttackeTranskranielle mulating-HormonTri-/Tetrazyklische AntidepressivaUAWUBGUnerwünschte ArzneimittelwirkungenUnterbringungsgesetzeVersMedV nztest für ErwachseneZNSZentralnervensystem

1GrundlagenKapitel 1Leitsymptome – 3M. Paulzen, F. SchneiderKapitel 2Diagnostik – 19F. Schneider, W. Niebling, U. Habel, T. Nickl-JockschatI

31LeitsymptomeM. Paulzen, F. SchneiderF. Schneider (Hrsg.), Klinikmanual Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie,DOI 10.1007/978-3-642-54571-9 1 , Springer-Verlag Berlin Heidelberg 20161.1Psychopathologischer Befund4 Kernstück der psychiatrischen Untersuchung4 Querschnittsbild der seelischen Verfassung des Patienten zum Zeitpunktder Untersuchung (Verhalten und Erleben des Patienten)4 Grundlage für diagnostische Entscheidungen und therapeutische Maßnahmen4 Erfassung der Leitsymptome psychischer Erkrankungen zur Erstellung despsychopathologischen BefundesjDiagnostische Hilfe: AMDP-System4 Einsatz standardisierter klinischer Verfahren zur systematischen Erfassungpsychopathologischer Phänomene4 Das im deutschen Sprachraum am stärksten verbreitete System zur Erfassungder Psychopathologie ist das AMDP-System (Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie):5 Gehört zur Gruppe der Fremdbeurteilungsverfahren5 Besteht aus 5 Dokumentationsbelegen zur Erfassung anamnestischerDaten sowie psychischer (s. unten) und somatischer Symptome (Schlafund Vigilanzstörungen, Appetenz- und gastrointestinale Störungen,kardiorespiratorische Störungen sowie andere vegetative Beschwerden,neurologische und weitere Störungen)5 Datenquellen für die Beurteilung von Erleben und Verhalten sinddie Selbstaussagen des Patienten sowie Beobachtungen durch den Untersucher oder andere Personen

41Kapitel 1 · LeitsymptomekPsychischer Befund4 Das AMDP-System erfasst die 100 wichtigsten psychopathologischenSymptome4 Jedes Symptom wird präzise dargestellt durch:5 Definition, Erläuterungen und Beispiele5 Hinweise zur Graduierung sowie abzugrenzende Begriffe4 Für jedes Symptom wird festgelegt, inwieweit die Bewertung auf Selbstaussagen des Patienten (S) oder Fremdbeobachtungen durch Dritte (F) bzw.beidem (SF) beruht4 Bewertung der Symptome auf einer 5-stufigen Skala: nicht vorhanden, leicht,mittel und schwer; eine 5. Kategorie »keine Aussage« steht zur Verfügung,wenn der Patient bezüglich bestimmter Symptome nicht explorierbar ist(z. B. mutistischer Patient) oder wenn nicht hinreichend Informationenvorliegen, um ein Symptom eindeutig zu bewerten (z. B. unklare Angabendes Patienten)4 Hilfreich für die Erfassung des psychischen Befundes ist der halbstrukturierte Interviewleitfaden zum AMDP-System (Fähndrich u. Stieglitz 2007); zurDokumentation des psychischen Befundes 7 Arbeitsmaterial AMDP-Bogen:Psychischer Befund Der psychische Befund muss immer vollständig erhoben werden: Beschreibung aller Beobachtungen (nicht nur der pathologischen Erscheinungen,sondern des gesamten gesunden wie auffälligen Erlebens und Verhaltens);auch das Fehlen einer erwarteten Störung sollte vermerkt werden.jMerkmalsbereiche4 Unterteilung psychopathologischer Symptome in Merkmalsbereiche(. Tab. 1.1)4 Zur Einschätzung der psychosozialen Integration des Patienten, seinerinterpersonellen Kompetenzen und des Krankheitsverhaltens sind imVerlauf eines jeden Gesprächs neben der Psychopathologie im engerenSinne folgende Punkte zu beurteilen:5 Äußeres Erscheinungsbild (Kleidung, Körperpflege, Gestik, Mimik,Physiognomie)5 Verhalten in der Untersuchungssituation (Dissimulation, interaktionellesVerhalten)5 Sprechverhalten bzw. Sprache (Klang, Modulation, prosodische Merkmale wie Intonation, Sprechrhythmus und Akzent, Sprechstörungen wieStammeln und Stottern, Sprachverständnis und Ausdrucksvermögen)4 Eine klinische Einschätzung des Intelligenzniveaus sollte ebenfalls vorgenommen werden

51.1 · Psychopathologischer Befund1. Tab. 1.1 Psychopathologische Merkmalsbereiche. (In Anlehnung an das AMDPSystem, AMDP 2007)MerkmalsbereichSymptomeÄußeres ErscheinungsbildKleidung, Körperpflege, Gestik, MimikBewusstseinsstörungenQuantitativ (Bewusstseinsverminderung) und qualitativ(Bewusstseinstrübung, -einengung, -verschiebung)OrientierungsstörungenZeitlich, örtlich, situativ, zur PersonAufmerksamkeitsund GedächtnisstörungenAuffassungsstörungen, Konzentrationsstörungen, MerkfähigkeitsstörungenFormale DenkstörungenVerlangsamung, Hemmung, umständliches Denken, eingeengtes Denken, Perseveration, Grübeln, Gedankendrängen, Ideenflucht, Vorbeireden, gesperrt/Gedankenabreißen, inkohärent/zerfahren, NeologismenBefürchtungen,ZwängeMisstrauen, Hypochondrie, Phobien, Zwangsdenken, Zwangsimpulse, ZwangshandlungenWahnWahnstimmung, Wahnwahrnehmung, Wahneinfall, Wahngedanken, systematisierter Wahn, Schuldwahn, Verarmungswahn, hypochondrischer WahnSinnestäuschungenIllusionen, Halluzinationen auf verschiedenen SinnesmodalitätenIch-StörungenDerealisation, Depersonalisation, Gedankenausbreitung,-entzug, -eingebung, andere FremdbeeinflussungserlebnisseStörungender AffektivitätRatlosigkeit, Eindruck der Gefühllosigkeit, affektarm, Störungder Vitalgefühle, deprimiert/depressiv, hoffnungslos, ängstlich,euphorisch, dysphorisch, gereizt, innerlich unruhig, »klagsamjammrig«, Insuffizienzgefühle, gesteigertes Selbstwertgefühl,Schuldgefühle, Verarmungsgefühle, ambivalent, Parathymie,affektlabil, Affektdurchlässigkeit (-inkontinenz), affektstarrAntriebs- undpsychomotorische StörungenAntriebsarm, antriebsgehemmt, antriebsgesteigert, motorischunruhig, Parakinesen, Hyperkinesen, Akinese, Hypokinese, Stupor,Raptus, manieriert/bizarr, theatralisch, mutistisch, logorrhoischZirkadianeBesonderheitenMorgens schlechter, abends schlechter, abends besserSonstigeMerkmaleAggressivität, Selbstbeschädigung, Suizidalität, Mangel anKrankheitseinsicht, Mangel an Krankheitsgefühl, Ablehnungder Behandlung, sozialer Rückzug, soziale Umtriebigkeit

61Kapitel 1 · LeitsymptomekBewusstseinsstörungen4 Bewertung auf der Basis der Gesamtbeurteilung und des Gesamteindrucksdes Patienten im Untersuchungsgespräch4 Quantitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsverminderung):Störungen der Vigilanz (Wachheit)5 Weisen nahezu immer auf eine organische Ätiologie (inklusive Intoxikation) hin5 Unterschieden werden nach zunehmendem Grad der Bewusstseinsstörung:– Benommenheit: Patient ist verlangsamt– Somnolenz: Patient ist schläfrig-benommen, aber leicht erweckbar– Sopor: Patient ist nur durch starke Reize weckbar– Koma: Patient ist bewusstlos, nicht weckbar4 Qualitative Bewusstseinsstörungen (Bewusstseinsveränderung) weichenweniger vom Grad als vielmehr der Art nach von normalen Bewusstseinszuständen ab:5 Bewusstseinstrübung: Zusammenhang des Erlebens geht verloren, dasBewusstsein ist wie zerstückelt, Denken und Handeln sind verworren;häufig im Delir, aber auch bei Intoxikationen5 Bewusstseinseinengung: Einengung des Bewusstseinsumfangs, z. B.durch Fokussierung auf ein bestimmtes Erleben oder Thema; häufig inaffektiven Ausnahmezuständen5 Bewusstseinsverschiebung: Bewusstseinsänderung, z. B. subjektivesGefühl der Intensitäts- und Helligkeitssteigerung bezüglich Wachheitoder Wahrnehmung; häufig im DrogenrauschkOrientierungsstörungen4 Mangelndes Bescheidwissen über Zeit, Ort, Situation und/oder eigenePerson4 Bei falschen Angaben ist Nachfragen notwendig, um dieses Merkmal gegenandere (z. B. Konzentrationsstörungen) abzugrenzen4 Zeitliche Orientierung ist am leichtesten störbar, gefolgt von situativerOrientierung, Orientierung zum Ort und zuletzt zur eigenen PersonPraxistipp5 Zeitliche Orientierung: Überprüfung durch Erfragen von Datum, Wochentag, Kalenderjahr oder Jahreszeit5 Örtliche Orientierung: bezieht sich auf die Kenntnis des Ortes, an demsich der Patient gerade befindet

71.1 · Psychopathologischer Befund15 Situative Orientierung: Fähigkeit, die gegenwärtige Situation (z. B. Untersuchungssituation) zu erkennen und richtig einzuordnen (»Was meinenSie, welchen Beruf ich habe?« – unter Bezugnahme auf weißen Kittel desArztes)5 Orientierung zur Person: spiegelt das Wissen um Aspekte der eigenenPerson (Name, Alter, Geburtsdatum, -ort) und sonstiger wichtiger lebensgeschichtlicher Gegebenheiten wider (»Sind Sie verheiratet?«, »WelchenBeruf haben Sie?«)kAufmerksamkeits- und GedächtnisstörungenHinweise auf Störungen in diesem Bereich ergeben sich aufgrund von Beobachtungen in der Untersuchungssituation oder Angaben des Patienten (. Tab. 1.2). Tab. 1.2 Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen. (In Anlehnung an dasAMDP-System, AMDP 2007)Aufmerksamkeitsund sungsstörungenSFStörung der Fähigkeit, Äußerungen oder Textein ihrer Bedeutung zu begreifen und sinnvoll miteinander zu verbindenKonzentrationsstörungenSFVerminderte Fähigkeit, die Aufmerksamkeit einerTätigkeit oder einem Thema ausdauernd zuzuwendenMerkfähigkeitsstörungenSFHerabgesetzte oder aufgehobene Fähigkeit, sichneue Informationen über einen Zeitraum vonca. 10 min zu merkenGedächtnisstörungenSFHerabgesetzte oder aufgehobene Fähigkeit, Informationen längerfristig (länger als ca. 10 min) zu speichern bzw. Erlerntes aus dem Gedächtnis abzurufenKonfabulationenFErinnerungslücken werden vom Patienten mitEinfällen gefüllt, die dieser tatsächlich für Erinnerungen hält (z. B. beim Korsakow-Syndrom)ParamnesienSScheinerinnerungen, Erinnerungstäuschungen,-verfälschungen, Gedächtnisillusionen oderTrugerinnerungen

81Kapitel 1 · LeitsymptomePraxistipp5 Prüfung der Konzentration– Fortlaufend von einer Zahl den gleichen Betrag abziehen lassen(z. B. bei 102 beginnend jeweils 7 subtrahieren)– Wochentage rückwärts aufsagen lassen5 Prüfung der Auffassungsfähigkeit– Überprüfung der Fähigkeit, Wahrnehmungen in ihrer Bedeutung zubegreifen und sinnvoll miteinander zu verbinden, z. B. indem der Sinnvon Sprichwörtern erklärt werden soll (z. B. »Der Apfel fällt nicht weitvom Stamm«)5 Prüfung der Merkfähigkeit– Begriffe vorsagen (z. B. »Apfel, Schlüssel, Blume«) und kurze Zeit(nach 1 oder 5 min) erneut abfragen5 Prüfung des Gedächtnisses– Abfragen biografischer InhaltekFormale DenkstörungenFormale Denkstörungen umfassen Störungen des Denkablaufs; sie finden ihrenAusdruck in sprachlichen Äußerungen des Patienten (. Tab. 1.3). Tab. 1.3 Die wichtigsten formalen Denkstörungen. (In Anlehnung an das AMDPSystem, AMDP 2007)Formale DenkstörungenDatenquelleBeschr

Psychiatrische Klinik und Poliklinik Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Untere Zahlbacher Str. 8, 55101 Mainz [email protected] Hölscher, Frank, Dr. rer. medic. Psychologischer Psychotherapeut Gutenbergstr. 6, 44139 Do